Unsere Sammlung wächst: bedeutende geologische Schenkung

Im April 2025 erhielt das Museum eine besondere Schenkung: Vier Kästen mit geschliffenen Halbedelsteinen aus dem Flussbett der Mulde, die einst der Oberzollsekretär Max Greif (1880–1943) aus Wurzen sorgfältig gesammelt und zusammengestellt hat. Die Sammlung umfasst eindrucksvolle Exemplare wie Rosenquarz, Bergkristall, Jaspis und Amethyst und gibt zugleich wichtige Einblicke in die Geschichte des Museums.

Einblick in die Steinsammlung von Max Greif (1880–1943)

Die Bedeutung für das Museum

Bereits im Jahr 1934 waren Teile dieser Sammlung als Leihgabe im Städtischen Heimatmuseum Wurzen ausgestellt – zunächst im Alten Rathaus, nach dem Umzug des Museums ab 1935 im Stadthaus. Dort stieß die Sammlung auf großes Interesse, wie Zeitungsberichte belegen. Ein Blick in den von Heinz Mattick 1938 im Verlag des Wurzener Heimatmuseums unter dem Titel „Wurzen. Landschaft. Geschichte. Menschen“ publizierten Ausstellungsführer macht darüber hinaus deutlich, dass sich die Sammlungs-, Ausstellungs- und Vermittlungspolitik des 1927 gegründeten Städtischen Heimatmuseums unter dem ideologischen Einfluss des Nationalsozialismus geändert hatte. Die Publikation belegt die wachsende Bedeutung der Heimatmuseen für die politische Mobilisierung der Bevölkerung im Nationalsozialismus. Unter dem Deckmantel eines „neuen Volksbildungsanspruchs“ sollten ideologische Leitlinien wie die „Blut und Boden-Politik“ des Nationalsozialismus populär gemacht werden.  Dazu sollte das Sammlungsgut ein „möglichst geschlossenes und lebendiges Bild der Heimatgeschichte vermitteln“ und wurde vorwiegend in sieben Abteilungen präsentiert:  Geologie,) Naturkunde, Vorgeschichte, Siedlungskunde, Kirchengeschichte, Stadtgeschichte und Kunstgeschichte. Teile der Sammlung von Max Greif wurden in der Geologischen Abteilung präsentiert, im Führer wird seine Sammlung explizit erwähnt und für ihre Qualität gelobt. Daran lässt sich die Tragweite der NS-Propaganda ablesen: Sie versuchte jeden Aspekt des täglichen und kulturellen Lebens im Sinne des NS umzudeuten.

Die Objekte

Ein Gutachten einer Diamantschleiferei aus Idar-Oberstein, bei der Max Greif seine Steine schleifen ließ, zeugt tatsächlich von der außergewöhnlichen Qualität der Funde. Das Gutachten bescheinigt der Steinsammlung „eine fast einzigartige Farbzusammensetzung“ und hebt einen besonders großen Flammenachat hervor. Mit einem Härtegrad von 7 ½ kommt dieser Flammenachat nahe an den Härtegrad 10 eines Diamanten. All das zeugt er von der hohen Güte der Wurzener Steine ‒ und von dem guten Auge des Sammlers, der diese Steine aufspürte, die im ungeschliffenen und dreckigen Zustand von außer eher unscheinbar gewirkt haben müssen. Somit ist die Schenkung für uns doppelt bedeutsam: einerseits aufgrund der belegbaren Qualität der Objekte selbst, andererseits aber auch, weil sie uns Einblicke in die Geschichte des Museums während der NS-Diktatur gibt.

Überblick über die Steinsammlung von Max Greif
Ehepaar Pechstein bei der Schenkung

Der Enkel des Sammlers, Manfred Pechstein, nahm vor einiger Zeit Kontakt zum Museum auf und übergab die vier Kästen im April 2025 gemeinsam mit seiner Frau als Schenkung.

Wir bedanken uns ganz herzlich bei dem Ehepaar Pechstein für diese einmalige und bedeutende Bereicherung unserer Sammlung!