Moped / Oschatz © Cordia Schlegelmilch
Im Sommer 1990 reist die promovierte Soziologin und Fotografin Cordia Schlegelmilch auf der Suche nach einer sächsischen Kleinstadt durch die DDR um eine von der Hamburger Stiftung zur Förderung von Wissenschaft und Kultur unterstützte soziologische und fotografische Langzeitstudie zu beginnen. Um die gesellschaftlichen Veränderungen der Wendezeit zu erforschen, entscheidet sie sich nach mehreren Stationen schließlich für Wurzen. Zwischen 1990 und 1996 – eine Zeit des tiefgreifenden gesellschaftlichen und politischen Auf- und Umbruchs – füllen Interviews über biografische Wendepunkte mit rund 170 Personen hunderte Tonbänder. Außerdem entstehen unzählige Fotografien, die den Wandel des städtischen Raumes im Zuge der Deutschen Einheit festhalten: Zusammen eine in Deutschland einzigartige Materialsammlung, die noch Forschergenerationen beschäftigen wird.
In den vergangenen Jahren wurden vor allem die fotografischen Werke in verschiedenen Ausstellungen gezeigt – beispielsweise in der Städtischen Galerie am Markt (Wurzen, 2019), im Museum Haus Kupferhammer (Warstein, 2021) sowie im Museum im Stasi-Bunker (Machern, 2021–2023). Bis Ende November 2024 war eine Auswahl der Bilder in der Vertretung des Freistaates Sachsen beim Bund in Berlin anlässlich des Jahrestages der deutschen Einheit und des 35. Jahrestages des Mauerfalls ausgestellt.
Frieda Sternberg © Cordia Schlegelmilch
Im Anschluss schenkte Dr. Schlegelmilch dem Kulturhistorischen Museum Wurzen 19 Fotografien auf Alu-Dibond, welche die bereits bestehende Sammlung ihrer Fotografien ergänzen. Darunter ein Porträt Frieda Sternbergs, Leiterin und Gründungsmitglied der LPG „Ernst Thälmann“ in Bennewitz, eine Ansicht des VEB Nahrungsmittelkombinats „Albert Kuntz“, des Leipziger Hauptbahnhofs, aber auch Straßenszenen unter anderem aus Dresden, Oschatz und Grimma.
Mühlenturm mit Leuchtreklame / Wurzen © Cordia Schlegelmilch
In unserem Bestand befinden sich nunmehr 151 ihrer Fotografien. Die neuen Objekte gilt es nun zu inventarisieren, in die Datenbank aufzunehmen, zu verstandorten und geeignet zu verpacken. Die Fotografiesammlung wird im kommenden Jahr außerdem in den neuen Depoträumen in der Stadtverwaltung Einzug finden und dort unter konservatorisch guten Bedingungen bewahrt. Auch in Zukunft sollen diese bedeutenden Zeugnisse für Ausleihen zur Verfügung stehen und somit einem großen Publikum zugänglich gemacht werden.
Wir bedanken uns herzlich bei Dr. Schlegelmilch für die langjährige Zusammenarbeit und das Vertrauen, einen Teil ihres Lebenswerkes in unsere Hände zu geben.
Mehr Informationen zur Arbeit und ihren Publikationen unter:
https://www.die-wurzen-studie.de/
https://www.cordia-schlegelmilch-photography.com/
Alle Bilder © Cordia Schlegelmilch
